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Scanner

Warhol’s Surfaces

CD

"If you want to know all about Andy Warhol, just look at the surface:
of my paintings and films and me, and there I am. There's nothing behind it."
Andy Warhol

Andy Warhol und die Interviews

Reden
Reden reden reden, das ging immer. Pop, das bedeutet ursprünglich 'klatsch' und der, im übertragenen Sinne, geht bekanntlich nicht ohne reden. Kunst als Unterhaltung, als Dialog - so entstanden die meisten Werke Andy Warhols, immer ging ihnen ein Gespräch voraus. "Das Ziel ist, die Leute zum Reden zu bringen, denn früher oder später fällt ein Wort, das mich auf neue Gedanken bringt." Warhol war ein akribischer Sammler von Allem, was ihn umgab, Gespräche, Unterhaltungen, auch Smalltalk, waren das non plus ultra. Für das Sammeln von Unterhaltungen eignete er sich bereits 1964 ein erstes Tonbandgerät an, das er als "seine Frau" bezeichnete. Allerdings dienten diese Aufnahmen zunächst keinem spezifischen Zweck. Später wurden daraus die Bücher "Andy Warhol's Index (Book)" (1967), "a. A novel" (1968), ein aus pausenlosen Gesprächen des Factory-Kollektivs bestehender Konzept-Roman, sowie "THE Philosophy of Andy Warhol" (1975) und das von Pat Hackett herausgegebene Tagebuch "The Andy Warhol Diaries" (1989). Auch sein Theaterstück "Pork" (1971), das am La-Mama-Theater einen Off-off-Broadway-Erfolg feiern konnte, enthielt protokollierte Telefonate Warhols mit dem Chelsea-Girl Brigid Berlin.

Aufnehmen
"Tonbänder eröffneten tolle Möglichkeiten für Interviews mit den verschiedensten Berühmtheiten."Bei solcher Wertschätzung des Gesprächs liegt es nahe, dass Andy Warhol seine Liebe zum Dialog professionalisierte. 1969 gründete er die Zeitschrift "inter/View", deren Titel sich in nur wenigen Monaten zunächst in "Interview" und dann werbeträchtiger in "Andy Warhol's Interview" wandelte. Jede Ausgabe enthielt Interviews mit VIP's, die zum Teil Andy Warhol selbst führte und die er selbstverständlich als Tonbandaufzeichnungen in die Redaktion brachte.
Bald war Warhol selbst ein umworbener Interviewpartner in allen Medien. Der deutsche Schriftsteller Helmut Heißenbüttel stellte 1971 fest, dass die Interviews, die Warhol gab, "halb absurde, halb banale Dialoge" seien, die andeuteten: "Warhol ist berühmt, Warhol ist ein Idol, Warhol ist ein Künstler, Warhol ist exzentrisch./.../Ist er der große Destruktuer? Verdirbt er die Jugend? Ist er amoralisch? Kann man ihn sich leichter vorstellen, wenn man die Musik hört, die er angeregt hat? Wenn man den Interviews zuhört, die von ihm verbreitet worden sind?"

Wiedergeben
Ja, man kann. Die Komposition des Londoner Soundkünstlers Scanner nimmt Interviewmaterialien mit Andy Warhol aus den frühen 70er Jahren als Ausgangspunkt für einen Soundtrack, der versucht, etwas Außergewöhnliches aus etwas sehr Gewöhnlichem zu machen. Warhol beantwortete eine Reihe simpler Fragen. Scanner also schürfte im Material und bringt ungewöhnliche akustische Momente an die Oberfläche, ausgedrückt in Warhols Wortwahl, seiner Atmung, seiner Art, Zäsuren zu setzen. Die Stimme Warhols wird bearbeitet, in Schichten, Strukturen zerlegt. Die Worte lösen sich auf. In der Transformation der Sounds, in Loops, zeigt sich, bei aller Geschäftigkeit, aller Eloquenz und Omnipräsenz, die Idee von Langeweile um den Pop-Art-Künstler.

Barbara Schäfer, Mai 2003

Written & produced by Robin Rimbaud
Scannerdot Publishing, administered by Bug Music

edited by Herbert Kapfer
Bayerischer Rundfunk / Hörspiel und Medienkunst
D-80300 Munich, Germany

Produced by BR Hörspiel und Medienkunst
Producer: Barbara Schäfer
Design: Daniel Kluge

intermedium rec. 017
ISBN 978-3-939444-18-3
CD nicht mehr lieferbar

 

   
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