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Michaela Melián

Föhrenwald

CD

Michaela Melián wurde für "Föhrenwald" mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden / Preis für Radiokunst 2005 ausgezeichnet.

Aus der Pressemeldung:
"Der Hörspielpreis der Kriegsblinden, der zu den renommiertesten Auszeichnungen für Hörspielautoren zählt, wird gemeinsam vom Bund der Kriegsblinden Deutschlands e.V. und der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen getragen. Mit dem Preis wird laut Statut jährlich ein von einem deutschsprachigen Sender konzipiertes und produziertes Hörspiel ausgezeichnet, das "in herausragender Weise die Möglichkeiten der Kunstform realisiert und erweitert".
Das Hörspiel "Föhrenwald", das die bildende Künstlerin und Musikerin Michaela Melián parallel zu einer multimedialen Installation gleichen Namens realisierte, wurde vom Bayerischen Rundfunk produziert und am 4. Juli 2005 urgesendet.
Die Preisverleihung fand am 31. Mai 2006 im Plenarsaal des Bundesrates in Berlin statt.

Entschließung der Jury:
"Das Lager - eine Metapher für das zwanzigste Jahrhundert. Michaela Meliáns Hörspiel hat die Geschichte des Lagers Föhrenwald bei München zum Thema. Es war Lager zur Nazizeit, in der amerikanischen Zone und in der jungen Bundesrepublik: Zuerst Lager für Zwangsarbeiter, dann Lager für aus schlimmeren Lagern Befreite, schließlich Lager für Flüchtlinge. Michaela Melián setzt sich mit einem bedeutenden Thema auseinander, das sie mit großer Kunst stimmig aufarbeitet. Sehr verdichtet ist der Wechsel von Zeit und Bedeutung zusammengefasst in dem lakonisch zitierten Wechsel der Straßennamen in Föhrenwald: Adolf-Hitler-Platz - Independence Platz - Kolpingplatz.
Bei diesem aus persönlichen Berichten und historischen Quellen gestalteten Hörspiel würdigt die Jury sowohl die sorgfältige und ergebnisreiche Recherche wie die künstlerische Darstellung. Zwei Jahre lang suchte Melián Zeitzeugen aus allen Epochen des Lagers, gewann ihr Vertrauen und befragte sie. Ihr Interesse gilt vor allem der Zeit zwischen 1946 und 1956, als Föhrenwald Auffanglager für sogenannte 'displaced persons' war – befreite KZ-Häftlinge, die meisten osteuropäische Juden, die auf Ausreise nach Israel oder Amerika hofften.
Aus den Dokumenten gestaltet sie eine vielstimmige Komposition, die sehr klar, sehr konzentriert ist durch die Auswahl der Texte und durch die Darbietung: Die Erlebnisberichte werden nicht von den Zeitzeugen selbst, sondern von Schauspielern gesprochen. Dadurch werden sie vom Persönlichen abgelöst und auf eine andere Ebene gehoben. Durch die sparsam gewählten Mittel entsteht eine konzentrierte Ruhe, die den Hörer bannt.
Dem rhythmischen Wechsel der Stimmen, in dem das individuelle Schicksal immer wieder durch virtuos gesetzte Zäsuren als ein gebrochenes dargestellt wird, steht die fließende Hörspielmusik gegenüber. Melián komponierte sie gemeinsam mit Carl Oesterhelt aus kurzen Fragmenten alter, verrauschter und zerkratzter Schallplattenaufnahmen klassischer Musik. In dieser Musik wird Zeit als ein unaufhaltsamer Fluss der Geschichte vertont, der gleichgültigüber Einzelschicksale hinweggeht.
Auf diese Weise setzt Melián historische Allgemeingültigkeit mit individuell Erlebtem in Beziehung und bereichert das Genre des Hörspiels um einen akustischen Ausdruck für erinnerndes Bewusstsein.

Zur diesjährigen Preisträgerin:
Michaela Melián wurde 1956 in München geboren und lebt in Wolfratshausen, unweit des ehemaligen Lagers Föhrenwald. Sie studierte Musik am Richard-Strauss-Konservatorium und Malerei an der Kunstakademie München, an der sie 1998 und 1999 als Gastprofessorin lehrte. Seit 1982 zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland.
Melián veröffentlichte verschiedene CDs unter eigenem Namen sowie als Bassistin und Sängerin der Gruppe F.S.K (Freiwillige Selbstkontrolle).
Viele ihrer künstlerischen Projekte sind dadurch gekennzeichnet, dass sie die klassische Trennung von Musik und bildender Kunst überwinden und "Klangbilder" im Sinne des Wortes schaffen. (...)"

Musik: Michaela Melián und Carl Oesterhelt
Mit Marion Breckwoldt, Peter Brombacher, Philip Götz, Eva Gosciejewicz, Gabriel Hecker, Leonie Hofmann, Hans Kremer, Anna Barbara Kurek, Stefan Merki und Stephan Zinner
Ton und Technik: Hans Scheck und Angelika Haller
Regieassistenz: Christina Hänsel
Dramaturgie: Barbara Schäfer
Realisation: Michaela Melián
Produktion: Bayerischer Rundfunk mit dem Kunstraum München 2005
Weitere Informationen: www.br-online.de/br-intern/artikel/0604/05-hoerspiel-preis/index.xml
www.ard.de/radio/hoerspieltage/online-award/-/id=191586/nid=191586/did=364860/1o4vskt/index.html

intermedium rec. 027
ISBN 978-3-943157-27-7
Empf. Preis 17,90 €

 

   
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